Konzeptverfahren Heinze 29 Connewitz

Konzeptverfahren Heinze 29 Connewitz

0,00 $

Konzeptverfahren „Bestellung eines Erbbaurechts für bezahlbares, bedarfsorientiertes Wohnen in Connewitz“

Kompetenzen
Architekt Martin Faßauer
Benjamin Voigt (M.Sc. Architektur)
Lena Schneider (M.A. Architektur)
Arian Wonneberger (M.A. Architektur)

Im Rahmen des Konzeptverfahren für die „Bestellung eines Erbbaurechts für bezahlbares, bedarfsorientiertes Wohnen in Connewitz“ der Stadt Leipzig, entstand das Konzept für das Projekt „Heinze 29“.

Der Stadtteil Connewitz erlebt in den letzten Jahren stadtbauliche Umwälzungen, die gegensätzlich zu den Gegebenheiten im Viertel stehen. Es entsteht Wohnraum, der sich von der Nachfrage des Quartiers separiert und den Merkmalen einer „filtering down“ Wohnungsbaupolitik ähnelt. Wichtige Flächen für eine sozial verträgliche Stadtentwicklung wurden dem Stadtteil entzogen, sodass Raum für sozialen Wohnungsbau immer rarer wurde. Der verstärkte Erwerb von Bauflächen durch die Stadt Leipzig und die anschließende Vergabe nach Konzept befürworten wir aus baupolitischer Sicht nachdrücklich, auch im Namen unseres Partners EDEKA. Wir sind davon überzeugt, dass hier Grundsteine für eine neue Wohnungsbaupolitik in Leipzig gelegt werden und das Projekt auf der Heinze 29 als Blaupause für weitere Verfahren dieser Art dient.

Um so ein Projekt nachhaltig in Connewitz zu verankern, benötigt man von Anfang an die Unterstützung der Menschen vor Ort. Ein partizipativer Ansatz im Entwerfen und auch darüber hinaus ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Deshalb haben wir kurz nach der Veröffentlichung der Auslobung den Kontakt zu lokalen Akteur*innen gesucht und dabei eine Gesprächsrunde initiiert. Dieser Austausch soll im Falle eines Zuschlags weiter fortgeführt und ausgeweitet werden. Die Weiterentwicklung des Projektes soll weiterhin auf Augenhöhe und im engen Austausch mit Menschen vor Ort geschehen. Für bestimmte Ausgestaltungen des Gebäudes und der öffentlich zugänglichen Freiflächen, sollen Workshops abgehalten werden bei denen jeder teilnehmen kann, um eine sozial verträgliche Entwicklung des Quartiers nachhaltig zu etablieren. Aufgrund dieses ständigen Austausches mit Akteur*innen vor Ort, ist unser Konzept als temporärer Entwurfsstand zu verstehen.

Das Gebäude fügt sich gemäß dem Bebauungsplan aus dem Jahr 2000 in die vorgesehene Blockrandschließung ein und wird über die „Variante B“ neben dem Flurstück 266 erschlossen. Im Süden wird ein Innenhof ausgeformt in dem die Erschließung des Quartiers integriert ist und die Fahrradstellplätze der zukünftigen Bewohner*innen zu finden sind. Am Eingang der Einfahrt befindet sich eine einspurige Zufahrt zur Tiefgarage. Die frei gewordenen Flächen von „Variante A“ nutzen wir dazu, das Gebäude nahezu lückenlos an den Herderpark zu integrieren. Die Baulinie im nordwestlichen Bereich wurde eingehalten und bietet der großen Eiche genügend Raum. Dabei entsteht eine platzbildende Ecksituation, die gleichzeitig den Haupteingang zum Gebäude bildet. Auf den weiteren Flächen dieses Vorplatzes können wir uns einen Verbleib der Atacolypse als „fliegender Bau“ vorstellen. Die Ausgestaltung für den „Platz unter der Eiche“ wird Bestandteil eines Workshops sein. Eine weitere platzbildende Ecksituation entsteht an der nordöstlichen Ecke des Grundstückes und dient als Katalysator von Herderpark – der Heinze29 – und dem Kronengarten. Neben dem zweiten Fluchttreppenhaus und dem Zugang zum öffentlichen Bereich der Heinze29, entsteht eine Fläche zur freien Gestaltung durch die Connewitzer Bevölkerung. Die offen gelegene Fluchttreppe, dient nicht nur als zweiter Fluchtweg für die Sozialwohnungen, sondern verbindet bis in das Dachgeschoss einen der wichtigsten Bereiche des Neubaus - der Heinzeturm. Geplant ist ein öffentlicher, überdachter Bereich, der die Kubatur des Gebäudes weiterzeichnet, jedoch in seiner Nutzung völlig offen ist. Grundsätzlich handelt es sich um einen Rohbau, der von den Menschen in Connewitz noch angeeignet werden muss. Vorstellbar ist eine Organisation der vier Geschosse durch einen Mieter*innen Verein der Anwohnerschaft der Heinze29. Vorstellbar sind: Konzerte, Lesungen, temporäre Einbauten, Begegnungsorte oder schlichte Aufenthaltszonen mit Blick in den Park. Auch die konkrete Ausgestaltung des Platzes „Am Heinzeturm“ und der einzelnen Geschosse des „Turmes“ wird Bestandteil eines weiteren Workshops sein.

Die südliche Baugrenze überschreiten wir im Bereich des Erdgeschosses. Die oberen Geschosse befinden sich auf der vorgesehenen Baugrenze des Bebauungsplanes. Zur Finanzierung des Projektes sieht unser Partner EDEKA einen Einzelhandelsmarkt auf den Flächen im Erdgeschoss vor. Das Sortiment soll auf die lokalen Bedürfnisse abgestimmt sein, um nicht in Konkurrenz mit den anliegenden Spätis „Schwan“ oder „Lazy Dog“ zu stehen. Der Einzelhandelsmarkt wird den Großteil des Erdgeschosses einnehmen, um den Bau des Gebäudes, der Außenanlagen und der Sozialwohnungen zu finanzieren. Wir haben den Anspruch die gesamte Wohnfläche in den oberen Stockwerken für Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen. Dabei haben wir unser Augenmerk auf kleine und große Wohnungen gelegt. Jedes Geschoss bekommt dazu noch eine Gemeinschaftsfläche mit Küche und WC. Die Gestaltung der Gemeinschaftsflächen wird ebenfalls Bestandteil eines Workshops sein.

 Das Gebäude basiert auf einem 3x3m Rastersystem, welches sich auf die Baukonstruktion, die Fassade und auf die Organisation der Räume auswirkt. Die Gebäudeteile sind durch eine Brandwand getrennt. Das Erdgeschoss wird als Stahlbetonskelettbau ausgeführt. Die Öffnungen zum Park und zur Straße werden mit einer widerstandsfähigen Profilglasfassade versehen, wodurch wir aufgrund ihrer guten Dämmeigenschaften auf weitere Dämmung des Erdgeschosses verzichten können. Die Verbreiterung des Erdgeschosses nach Süden wird geschlossen gehalten, da sich dahinter die Nebenräume und Lager des Einzelhandelsmarkt befinden. Über dem Lager wird das Dach extensiv begrünt. Das Erd- oder Sockelgeschoss ist wie in den anliegenden Straßen überhöht. Der darüber folgende Geschosswohnungsbau wird in Holz ausgeführt. Durch eine Holzskelettbauweise im Bereich der Fassaden und einem Stützen-Binder-System im Bereich des Innenraumes, soll durch das 3x3m Raster eine flexible Raumaufteilung entstehen. In der Fassade wird der Holzskelettbau wie bei einem Fachwerk im Außenbereich sichtbar bleiben. Die großen 3x3m Rahmen ordnen nicht nur die Fassade, sie bilden ebenfalls das Tragsystem der oberen Stockwerke ab. Dabei wird die eigentliche Fassade 1,20m von der Gebäudeaußenkante zurückgesetzt und im frei gewordenen Bereich mit einem gerüstartigen Balkonsystem wieder auf Flucht gebracht und läuft ohne Unterbrechung an den Fassaden entlang. Dadurch hat jede Wohneinheit einen Balkon. Die durchlaufende Balkonebene um das Gebäude herum funktioniert als halböffentliche Übergangszone zwischen Wohnraum und Außenraum. Dies soll nicht nur die Kommunikation zwischen den Bewohner*innen fördern, sondern auch eine Verbindung zwischen Park und Gebäude herstellen. An den Balkonfassaden ist aufgrund ihrer Abkopplung von der Holzfassade auch eine umfangreiche Individualbegrünung möglich. Auch die Farbgestaltung der Fassade soll im Rahmen eines Workshops in Abstimmung mit den etwaigen Ämtern ermittelt werden. Die farblichen Darstellungen in den Plänen sind somit von symbolischem Charakter. Die Wohnungen in den jeweils letzten Vollgeschossen sind als Maisonette ausgeführt, die in das Dachgeschoss führen. Das Dach führt die sichtbare Holzkonstruktion der Fassade fort und bildet aller 3 Meter gemäß des Rasters Dachterrassen aus, die mit einer an der Sparrenneigung angepassten Brüstung als moderne Interpretation des „Leipziger Daches“ verstanden werden sollen. Alle Sozialwohnungen in den obersten Geschossen besitzen dadurch auf ihrer gesamten Länge Dachterrassen. Dadurch entstehen im gesamten Gebäude Wohnungen mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Die horizontalen Dachflächen des Leipziger Daches werden begrünt und mit Photovoltaikanlagen versehen.

Weitere Informationen
erhalten Sie von Architekt Martin Faßauer

Zum Warenkorb hinzufügen